In seinem Vortrag stellt der Referent ein völlig neues Konzept vor, das er mit Kollegen im Auftrag der WissHom (Wissenschaftliche Gesellschaft für Homöopathie) 2021 erarbeitet hat. Es hat zum Ziel, den Begriff „Miasma“ ad acta zu legen, jedoch die durchaus für die Praxis wertvollen Aspekte der unterschiedlichen Miasmen-Konzepte in neue, für konventionelle Kollegen verständliche Begrifflichkeiten zu gießen – ein völlig neuer Ansatz, der zu einem wichtigen Wendepunkt in der Homöopathie werden könnte. Dieses neue Konzept basiert auf Hahnemanns Erkenntnissen und seinem Miasmen-Konzept, respektiert andere bestehende Konzepte wie Sankaran, Vijayakar etc. und hat sich in der Praxis sehr bewährt. Das erklärte Ziel des Seminars ist es, dass die Teilnehmer diese Erkenntnisse, die anhand zahlreicher Patientenvideos erläutert werden, sofort in ihrer Praxis umsetzen und damit mehr Patienten als bisher helfen können.
Es gibt innerhalb der Homöopathie kein so umstrittenes Thema wie das der Miasmen. Auch unter angesehenen und sehr erfolgreichen Homöopathen gibt es solche, die die Miasmen schlicht für einen medizinhistorischen Irrtum Hahnemanns halten. Anderen wiederum dienen die Miasmen als wichtigstes Argument in der Verschreibung für oder gegen eine Arznei. Unter letzteren gibt es wohl gleich viele Miasmen-Interpretationen wie Homöopathie-Schulen – nicht selten widersprechen sich die unterschiedlichen Miasmen-Konzepte sogar. Dazu kommt, dass in der konventionellen Medizin das Wort „Miasma“ seit der Mitte des 19. Jahrhunderts als veraltet gilt. Eine Diskussion mit Schulmedizinern über die Miasmen der Homöopathie ist nicht zuletzt deshalb schwierig.
Christoph Abermann zum Thema Miasmen: „Hahnemanns Miasmenverständnis beinhaltet einige Aspekte, die bis heute Gültigkeit haben und sich in der Praxis bewährt haben wie die Tatsache, dass eine eine Infektion wie die Gonorrhoe eine neue chronische Krankheitsschicht auslösen kann, die dann gesondert von den restlichen Symptomen behandelt werden muss. Zugleich sind mit dem heutigen medizinischen Wissen aber andere Aspekte seiner Miasmentheorie nicht haltbar, so z.B. die Behauptung, dass die Krätze für sieben Achtel der chronischen Krankheiten verantwortlich ist. Hier müssen wir also Spreu von Weizen trennen – bei Hahnemann, aber auch bei späteren „Miasmatikern“. Was übrig bleibt, sind viele in der Praxis sehr brauchbare Aspekte zu den Miasmen, ohne die man einer Vielzahl an Patienten nicht endgültig helfen kann.“
Die Argumente von Miasmenkritikern wie Will Klunker, André Saine und anderen werden ebenso erörtert wie die Aussagen von Verfechtern unterschiedlicher Miasmen-Theorien (Henny Heudens, Alok Pareek, Ramakrishnan, Rajan Sankaran).
Christoph Abermann beschäftigt sich seit mittlerweile 30 Jahren mit den Miasmen, über die er Folgendes sagt: „Meine zwei wichtigsten Lehrer waren Henny Heudens-Mast, für die Miasmen eine zentrale Bedeutung spielen, und André Saine, der die Miasmen überhaupt nicht in seine Verschreibungen einbezieht. In diesem Spannungsfeld habe ich über die Jahre ein für mich schlüssiges Miasmenkonzept entwickelt, das irgendwo zwischen denen meiner Lehrer liegt. Entscheidend ist bei jedem Konzept, dass es sich in der Praxis bewähren muss – und genau das möchte ich bei diesem Webinar anhand von Patienten-Beispielen (Videos, Audios, Papierfälle) zeigen.“
Macht die Beschäftigung mit den Miasmen Sinn? – Dr. Christoph Abermann beantwortet diese Frage in einem Trailer zu seinem Vortrag – abrufbar über den oben stehenden Button.